Was denkt sich die Kamera beim Scharfstellen
Heute möchte ich euch verständlich näher bringen, wie ihr eure Kamera beim Fokussieren (d.h = Scharfstellen) der Bilder unterstützen könnt.
Im Prinzip funktioniert das bei der Kamera nicht anders als beim menschlichen Auge. Um das zu veranschaulichen nehmt euch einen Bleistift oder irgendeinen anderen kleinen Gegenstand zur Hand und haltet ihn euch mit etwas Entfernung vor das Gesicht.
Vordergrund – Hintergrund
Was passiert? Weil ihr euch jetzt denkt, dass ihr diesen Gegenstand anschaut, fokussiert das Auge natürlich automatisch darauf. Das heißt der Bleistift ist jetzt scharf, was auch immer bei euch im Hintergrund ist wird unscharf.
Wenn ihr jetzt Hintergrund hört – wird sich das wahrscheinlich ändern weil ihr gerade an den Hintergrund denkt.
Manueller Fokus und Autofokus
Kompakt und Handy-Kameras können meist nur automatisch fokussieren. DSLRs und andere Kameras mit Wechselobjektiven verfügen häufig über die Möglichkeit zwischen manuellem und automatischem Fokus zu wählen. Am Bild unten seht ihr wie der Schalter zum Wechseln zwischen den beiden Modi aussehen kann.
Wählt man den Autofokus „erkennt“ das Objektiv im Zusammenspiel mit der Kamera ziemlich exakt, was man im Vordergrund haben möchte. Das verschlechtert sich wenn der Hintergrund sehr unruhig ist, oder alles, inklusive dem fokussierten Objekt eine gleiche Farbe hat.
Das mit dem unruhigen Hintergrund könnt ihr jetzt wieder mit eurem Gegenstand ausprobieren. Es wird euch noch leichter fallen euch darauf zu fokussieren wenn ihr eure Hand, oder ein einfärbiges Blatt Papier dahinter haltet. Haltet ihr einen schwarzen Gegenstand gegen ein schwarzes Blatt Papier wird es euch auch schwerer fallen diesen zu fokussieren.
Ein gutes Beispiel für unruhige und oft auch gleichfarbige Hintergründe ist der Wald (auch wenn es hier akustisch meist sehr ruhig ist 😉 ) aber auch die Wiese. Beides Orte wo sich Naturfotografen häufig und gerne aufhalten.
Was kann man nun tun?
Als Erstes ist zu sagen, dass man immer auf einen möglichst einheitlichen Hintergrund achten sollte. Alles was beweglich ist sollte man so positionieren, dass alles Störende im Hintergrund verschwindet. Gut funktioniert das bei Insekten (also jenen, die man angreifen will und darf) wie etwa der Gottesanbeterin. Wenn man die Scheu, das so gefährlich wirkende Insekt anzugreifen erstmal überwunden hat, lohnt es sich sie so zu positionieren, dass sie schön freigestellt ist. Wie etwa auf eine höhere Staude oder ähnliches. Licht und Schatten spielen hier natürlich auch eine Rolle aber dazu hört ihr mehr in meinem nächsten Tutorial (Insekten im Freiland – wie aus dem Studio).
Doch nicht alles kann man bewegen. Manche Pflanzen will und soll man nicht einfach verpflanzen oder ausreißen, nicht alle Insekten will, darf und sollte man angreifen.
Bei professioneller Makrofotografie behilft man sich meist dadurch von Autofokus auf manuellen Fokus umzustellen. Dadurch nimmt man der Kamera das „Denken“ ab, was besonders dann sinnvoll ist, wenn man ein Detail sehr exakt scharf stellen möchte. Hier ist es dann auch irrelevant wie unruhig der Hintergrund ist (obwohl man sich auch hier mit einem einheitlichen leichter tun wird). Hier müsst ihr aber auch die Belichtungszeit beachten damit nichts verwackelt! Besonders dann wenn ihr kein Stativ zur hand habt und euer Objektiv keinen Bildstabilisator.
Was wenn ich kein AF habe?
Bei Handy- und Kompaktkameras hat man keinen MF und ist auf den AF angewiesen. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass der/dem BenutzerIn mehr Bedienungsfreundlichkeit zur Verfügung gestellt werden soll. Sehr viele Einstellungen, die auch meistens gut passen, sind hier schon vor fixiert. Und so gedacht, dass der/die BenutzerIn nur noch wenig bis gar nichts machen muss bevor sie/er abdrückt und trotzdem ein einwandfreies Foto erhält. Besonders bei allen spontanen Personen oder Gruppenfotos ist das ein großer Vorteil. Hier würde ich auch nie den MF verwenden selbst wenn ich es kann. Nichts ist irritierender als ein Foto, das dann nur irgendwie scharf ist.
Beispiel Handykamera
Der Nachteil hier ist natürlich, dass man der Kamera das Denken hier nie abnehmen kann, selbst dann nicht wenn es notwendig wäre. Ich bin auf das ganze Thema gekommen weil ich schon öfter versucht habe etwas mit meiner Handy-Kamera zu fokussieren. Oft denkt man sich dann einfach das Gerät ist Mist, weil es das gewünschte Motiv nicht und nicht scharfstellen will. Auch wenn ich prinzipiell lieber mit meiner DSLR fotografiere, ist es manchmal einfach so, dass man nur das Handy mithat. Da die Qualität der Handy-Kameras auch immer besser wird, ist es deswegen auch nicht abwegig, sie zum Einsatz zu bringen.
Hilfsmittel für den Autofokus
Aber genug abgeschweift – was kann man also ohne manuellen Fokus tun? Unterwegs hat man meist kein Blatt Papier, die Hand als Hintergrund ist halt auch oft schwierig, wenn man mit der anderen das Handy hält und ja fast eine zweite zum Abdrücken braucht. Und wie schon gesagt das „Verpflanzen“ des Motivs ist auch nicht immer möglich.
Also tut es oft ein größeres Laubblatt, oder vielleicht eine Tasche, die man dabei hat um einen einfärbigen Hintergrund zu schaffen. Und voila die Kamera fokussiert und das nicht mal so schlecht. Das ist ein Konzept das immer funktioniert. Unabhängig vom Kameratypus. Ein Bonus – wenn man einen passenden Hintergrund erwischt, sieht das Foto, durch die erreichte Freistellung auch gleich professioneller aus, selbst wenn es nicht mit einer DSLR aufgenommen wurde.
Viel Spaß beim Ausprobieren und viele gute Ergebnisse.